Nerobergbahn, Wiesbaden (1888-heute)


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Streckengeschichte

1886 bemühte sich der Baden-Badener Unternehmer Karl Rudolph um den Bau einer Zahnrad-Seilbahn von der schon am 16. September 1875 eröffneten Pferdebahn-Haltestelle "Beau Site" der "Wiesbaden Tramways Company" hinauf zum Neroberg. Die Genehmigung wurde am 12. August 1887 erteilt und die Ausflugsbahn bereits am 25. September 1888 dem öffentlichen Verkehr übergeben. Am Rande sei noch erwähnt, daß die Pferdebahn Ende 1888 stillgelegt und am 18. Mai 1889 als Dampfstraßenbahn durch das Eisenbahn-Konsortium H. Bachstein wieder eröffnet wurde. Seit dem 28. August 1900 bis zum 1. April 1929 verkehrte die elektrische Straßenbahn der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft SEG.


Aus den Anfangstagen der Nerobergbahn stammt diese Aufnahme. (Foto: Sammlung Eric Bauer)

Die Bauleitung der Nerobergbahn wurde dem Ing. A. Kuntze aus Wiesbaden übertragen, der schon beim Bau der Malbergbahn für die Ausführung einer Zahnrad-Seilbahn verantwortlich zeichnete. Kuntze schlug vor, die Bahn in Wiesbaden im Gegensatz zur ursprünglichen Planung als reine Zahnradbahn mit Dampflokbetrieb zu verwirklichen - durchsetzten konnte er sich aber nicht, da die Konzession nicht für eine solche Bahn erteilt wurde. So erhielt Wiesbaden eine Standseilbahn, wobei die Zahnstange für die Bremszahnräder der beiden bei Esslingen hergestellten Wagen genutzt wird. Angetrieben werden die Wagen, die 50 Personen Platz bieten, durch Wasserballast von bis zu 7000 l, welches in den oberen Wagen gefüllt wird und so beim Hinabrollen den unteren Wagen nach oben zieht. Das Wasser wird mit einer stationären, elektrischen (bis 1923 dampfbetriebenen) Pumpe zur Bergstation hinauf gepumpt. Die 438,5 m lange Strecke überwindet mit einer maximalen Steigung von 26,5 % eine Höhe von 84 m. Die Bahn ist dreischienig, die mittlere Schiene wird von beiden Wagen genutzt. So wurden bei der Ausweiche in der Mitte der Strecke keine aufwendigen Weichen benötigt. Die Geländeverhältnisse erzwangen den Bau eines Viaduktes bei der Talstation, dadurch wurden die geplanten Baukosten von 100.000 Mark um über 120.000 Mark überschritten und Rudolph mußte bereits zum 20. Januar 1890 die Nerobergbahn an das Eisenbahn-Konsortium H. Bachstein verkaufen. Zu einem erneuten Wechsel der Betriebsführung kam es, als durch die Inflation Anfang der 1920er Jahre die Bahn zum 1. Juni 1923 stillgelegt werden mußte. Die Wiedereröffnung fand am 9. April 1925 statt, nachdem die Stadt Wiesbaden die Nerobergbahn im selben Jahr übernommen hatte. Am 1. April 1942 ging sie zusammen mit der Städtischen Straßenbahn an die Stadtwerke Wiesbaden über. Zwischen dem 4. September 1944 und 21. April 1946 mußte der Betrieb eingestellt werden, dann nutzte die amerikanische Besatzungsmacht die Bahn bis zur Wiederaufnahme des öffentlichen Verkehrs am 8. August 1947.


Auf der alten Postkarte ist rechts neben der Bahn noch der Schornstein der bis 1923 dampfbetriebenen Wasserpumpe zu sehen. (Sammlung Peter Ziegenfuß)

Die Seilbahnwagen erhielten 1963 durch die Maschinenfabrik Esslingen einen neuen Metallaufbau, allerdings drohte schon wenige Jahre später durch den schlechten Zustand der technischen Anlagen die Stillegung. Im Gegensatz zur Malbergbahn in Bad Ems kam es jedoch nicht soweit, die Nerobergbahn wurde, nachdem sich die Bürger für ihren Erhalt ausgesprochen hatten, im Winter 1971/72 grundlegend saniert. Damit wird die Bahn, die seit 1988 als technisches Denkmal zählt, auch in Zukunft noch lange dem Ausflugsverkehr dienen. Pro Jahr werden  in der Fahrsession zwischen April bis Oktober rund 200.000 Personen befördert.

weitere Standseilbahn mit Wasserballast als Antrieb


Auf dem Viadukt an der Talstation. (Foto: 09.05.2002, Jens Merte)

 

Literatur

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