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Richard Hartmann (geb. 8.11.1809, + 16.12.1878) erlernte das Zeugschmiedehandwerk und gelangte auf der Wanderschaft 1832 nach Chemnitz. Zusammen mit seinem Kompagnon F.C. Illing übernimmt er 1837 eine eigene Werkstatt in Chemnitz, in der hauptsächlich Baumwollspinnmaschinen und ab 1840 auch Dampfmaschinen hergestellt werden. Das Unternehmen geht 1842 in den alleinigen Besitz von Hartmann über. Erst nach dem Studium des Lokbaus in England bei Stephenson wird am laut dem Lieferbuch am 5. Januar 1848 die erste Lokomotive ausgeliefert. Diese wird, da kein Anschluß an das Staatsbahnnetz besteht, mit Pferden zum Güterbahnhof gebracht - wie auch alle in den nächsten 60 Jahre gebauten Lokomotiven. Denn erst 1908 wird die am Werk vorbeiführende Straßenbahn (915 mm) mit einem dritten normalspurigen Gleis ausgerüstet, über das nun eine bei Hartmann gebaute elektrische Kranlok die neuen Lokomotiven zum Bahnhof Altendorf schleppt.
1868 beteiligte Richard Hartmann seine Söhne Richard und Gustav sowie seinen Schwiegersohn Eduard Keller an seinem Werk. Das Unternehmen wird, neue Gesetze nutzend, zum 1. April 1870, rückwirkend zum 1. April 1869, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das Aktienkapital belief sich zum Gründungszeitpunkt 1870 auf drei Millionen Taler. Bis zu seinem Tode am 16. November 1878 war Richard Hartmann als Mitglied des Verwaltungsrates aktiv in alle Belange der AG involviert. Zur postumen Ehrung des Firmengründers, aber auch weil dessen Namen selbst ein Jahrzehnt nach Gründung der AG noch immer den klangvolleren Ruf genoss, erfolgte zwei Jahre später (1880) die Umbenennung des Unternehmens in "Sächsische Maschinenfabrik vormals Richard Hartmann AG Chemnitz".
Gustav Hartmann gründet als Zweigwerk in Russland am 3. Mai 1896 die "Russische Maschinenbaugesellschaft Hartmann" in Lugansk (Luhansk) in der Ukraine. Die ersten Lokomotiven werden hier 1900 ausgeliefert. Dieses Werk geht im Ersten Weltkrieg in Russische Verwaltung über und damit für Hartmann verloren. Die Lokomotivfertigung wird als Werk "Oktoberrevolution" in Lugansk (ab 1935 Woroschilowgrad) fortgesetzt. Noch heute werden hier Lokomotiven gebaut, seit 2007 unter dem Dach der Transmashholding.
In den 1920er Jahren wurden sogar noch Diesel- und Elektrolokomotiven geliefert, aber dies konnte die Sächsische Maschinenfabrik nicht retten. Sie mußte 1929 wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Krise den Lokbau aufgeben, ihre DRG-Lokomotivquoten von 2,79 % gingen an die BMAG (Schwartzkopff) in Berlin. Die letzte Lieferung erfolgt laut Lieferbuch am 26. Juni 1929.
Die letzte bekannte Fabriknummer 4699 ist fast die Anzahl der gebauten Lokomotiven, da man neben Lokomotiven nur noch Straßenwalzen und Lokomobile mit einzählte. Kessel und sonstige Erzeugnisse waren in gesonderten Listen vermerkt.
Stückzahl | Bemerkung |
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4.699 | höchste vergebene Fabriknummer |
+1 | eine Fabriknummer (FNr. 96) doppelt vergeben |
-1 | Umbau der Lok von Carl August Rabenstein & Co., Chemnitz |
-87 | Straßenwalzen und Lokomobile |
4.612 | von Hartmann ab 1847 bis 1929 gebaute Lokomotiven |
Die Anzahl der gelieferten Maschinen im Stammwerk in Chemnitz sind vergleichsweise gering zu der Lieferleistung, welche das Zweigwerk in Lugansk erzielte. Allein in den 17 Jahren von 1900 bis 1917 baute man 2116 Lokomotiven. Bis 1956 sind es über 12000 Dampflokomotiven, in den 1970er Jahren erreicht der Diesellokbau eine Produktionsrate von über 200 Lokomotiven im Monat. Viele Lieferungen gingen dabei in die DDR:
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