Die Einheitskleinlokomotiven Leistungsgruppen I und II
Peter Große, Horst Troche
560 Seiten, 421 s/w-Abbildungen, 90 Zeichnungen und Skizzen, Format: 210 x 295 mm (DIN A4, hoch), gebunden,
Nach der offiziellen Ausmusterung der letzten Köf bei der Deutschen Bahn legte der für seine Baureihenbücher bekannte Freiburger Verlag die entsprechende Baureihenchronik vor. Um es vorweg zu nehmen- auch dieses Buch kann uneingeschränkt als Standardwerk für Staatsbahnbaureihen bezeichnet werden.
Vor rund 13 Jahren erschienen erstmals nahezu zeitgleich zwei Abhandlungen, die sich mit dem Thema Kleinlokomotiven bei deutschen Staatsbahnen befassten. Während in dem einen Werk ein wahrlich unübersichtliches Layout das Auffinden von Daten massiv erschwert, handelt das andere Werk in einem Rutsch gleich alles ab, was man unter Kleinlok verstehen könnte, inclusive der V 60, die mit ihren 650 PS sicherlich nicht zu den Kleinlokomotiven zu zählen ist.
Das vorliegende Werk behandelt dann auch konsequenterweise nur jene Baureihen, die das Prädikat "Einheitskleinlokomotive" trugen. Daher fehlt hier auch jeglicher Hinweis zur späteren Köf III der DB, die keine Einheitskleinlokomotive im Sinne der ursprünglichen Definition darstellt.
Die Autoren stellen zunächst die verschiedenen Baureihen-Bezeichnungen der Kleinloks vor, vom ersten System aus dem Jahre 1930 bis zum letzten System der Deutschen Bahn AG aus dem Jahre 1992.
In den anschließenden Kapiteln wird der Weg zu den Einheitslokomotiven beschrieben, von den Vorserien und Prototypen bis hin zur endgültigen Serienausführung. Breiten Raum nehmen anschließend die technische Beschreibung der Kleinloks und die ausgeführten Sonderbauarten ein, wie z.B. die der Akkukleinloks. In weiteren Kapiteln wird ausführlich der Einsatz und Betrieb dieser oftmals nur als Randerscheinung wahrgenommenen Loks im Dritten Reich, in der DDR und in der Bundesrepublik dargestellt. Breiten Raum nehmen dabei die Einsatzbeschreibungen in den jeweiligen Bahn-Direktionen ein. Hier wird eine Bestandsübersicht der einzelnen Bw´s an ausgewählten Stichtagen aufgeführt, wobei auch zwischenzeitliche Ausmusterungen und sonstige Abgänge (z.B. durch Unfall, Verkauf oder Umbeheimatung) aufgelistet werden. Eine detailliertere Behandlung der einzelnen Bw´s mit Angabe der Einsatzstellen der einzelnen Kleinloks ist zwar wünschenswert, wäre aber sicherlich nur in einem zweiten Band zu realisieren gewesen.
Ein weiteres Kapitel befasst sich mit den Kleinloks, die es auf unterschiedliche Weise ins benachbarte europäische Ausland verschlagen hat. Das Ergebnis umfangreicher Recherchen zu den im Ausland verbliebenen oder verkauften Kleinloks kann sich sehen lassen.
Ein von Co-Autor Stefan Lauscher verfasstes Extra-Kapitel behandelt jene Kleinloks, die die Lokfabriken direkt an die Wehrmacht oder an Industrie- und Werkbahnen auslieferten. Dabei werden auch firmenspezifische Bauarten vorgestellt, die von dem Erscheinungsbild der Kö bzw. Köf leicht abweichen.
In diversen Anhangskapiteln kommt schließlich der Statistiker auf seine Kosten, u.a. gibt eine Verbleibsliste
Auskunft über die Verwendung der Kleinlok nach Ausscheiden aus den Diensten der Staatsbahnen. Eine nicht unerhebliche Anzahl von Kleinloks begann noch eine zweite Karriere bei Werk- und Privatbahnen, ebenso entdeckten eine Reihe von Museumsbahnen die Vorzüge dieser unverwüstlichen Kleinloks.
Derjenige, der sich mit der Geschichte der Kleinloks, Ihre Entstehung und ihr Einsatz in Staatsbahndiensten befasst, wird mit diesem Buch umfassend informiert, zumal etwas gleichwertiges bisher nicht auf dem Buchmarkt zu finden war.
Wer sich aber von dem Buch mehr Erkenntnisse über den Verbleib der Kö´s und Köf´s bei Werkbahnen und dem dortigen Einsatz erhoffte, wird allerdings enttäuscht werden. Nur sieben Seiten befassen sich explizit mit den nach Ausmusterung bei DB bzw. DR an Werk- und Privatbahnen verkauften Loks. Besonders bedauerlich ist hierbei die suboptimale Motivwahl und Bildwiedergabequalität einiger Werkbahnaufnahmen, - ein Umstand, der sicherlich vermeidbar gewesen wäre. Absolut unverständlich hingegen ist das Ausbleiben einer Verbleibliste der Loktype N4 (N4b) aus dem Hause LKM, die eindeutig zu den Kleinlokomotiven der Leistungsgruppe II zu zählen ist, auch wenn sie nicht in Staatsbahndiensten anzutreffen war. Auf Seite 482 wird in dem Kapitel "Einheitskleinlokomotiven für Industrie und Wehrmacht" diese Loktype analog der ebenfalls von LKM gefertigten N 3 (N3b) vorgestellt und gar die gefertigte Stückzahl ( 256 Stk.) angegeben. Im Gegensatz zur N 3 wurde hier nicht nur die Abbildung einer N 4 "vergessen", ebenso wurde im Anhangkapitel "Einheitskleinlokomotiven für Industrie und Wehrmacht" diese Loktype in den Liefer- und Verbleiblisten auf Seite 559 erst gar nicht aufgeführt - warum eigentlich?
Fazit: Wer sich für ausschließlich in Staatsbahndiensten stehende Kleinloks interessiert, kommt bei diesem Buch voll auf seine Kosten, wer sich aber vor allem für den Einsatz der Lg II bei Industrie-, Hafen- und Werkbahnen interessiert, wird allerdings nur wenig neue Erkenntnisse gewinnen, die nicht schon in den beiden Büchern aus dem Jahre 1989 bzw. 1990 standen.