Heeresfeldbahnen der Kaiserzeit
Rüdiger Fach, Günter Krall - Verlag Kenning, Nordhorn, 2002 -
Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870 wird in Deutschland geprüft, ob die bereits bei landwirtschaftlichen Betrieben zum Einsatz kommenden leichten Feldbahnen samt fliegenden Gleisen auch für die Versorgung von Stellungen genutzt werden kann. Hohenzollern liefert deshalb 1888 zwei leichte Feldbahnlokomotiven zur Erprobung an das Kgl. Eisenbahnregiment, der Beginn einer im Lokomotivbau einmaligen Serienfertigung von mehreren hundert Maschinen. Anfänglich sind es dreiachsige Dampflokomotiven, von denen je zwei gekuppelt werden (sog. Zwillinge), später folgt neben weiteren Versuchslokomotiven vor allem die vierachsige "Brigadelokomotive", deren Name schon aus dem Einsatz geprägt und weithin bekannt ist. Neben den Dampflokomotiven werden aber auch erstmals Motorlokomotiven in grossen Serien beschafft, und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die Technik der Lokomotiven mit Verbrennungsmotor (damals noch Benzolmotoren) gerade mal zehn Jahre alt war und es noch viele technische Hindernisse zu überwinden gab. Die Produktion wird mit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 drastisch hochgefahren, die Feldbahnen werden zu einer der wichtigsten Versorgungsmöglichkeiten der Truppe im mörderischen Stellungskrieg.
Beim ersten Blättern in dem 200 Seiten starken Buch bekommt man den Eindruck, es handle sich um ein sehr umfangreiches "Bilderbuch", bei dem Dank der vielfältigen Betriebssituationen zumindest keine Langeweile aufkommt und die sehr gute Druckwiedergabe ein Betrachten vieler Details ermöglicht. Zwar nehmen die durchweg historischen Bilder den meisten Raum ein, aber in diesem Buch wird auch im Text die Entwicklung der Lokomotiven und Wagen, der Heerestruppen und deren Standorte sowie auch der Einsatz detailliert nachgezeichnet. Der Aufbau der Themen, gegliedert in die Bereiche Fahrzeuge, Übungsplätze und Festungsbahnen, Bau und Betrieb, Übungsbahnen, Südwestafrika und der letztendliche Fronteinsatz, ermöglicht ein schnelles Zurechtfinden in der Bilderflut. Gleichzeit erhält man in den Texten selbst eine Fülle an Informationen über die Technik, den Einsatz und die Hintergünde für den Einsatz. Die Photos und Abbildungen, fast alle über 80 Jahre alt und damit rare Bilddokumente einer (in diesem Fall zum Glück) längst vergangenen Technik im Dienste einer Kriegsmaschinerie, werden so nicht einfach in loser Folge wiedergegeben, sondern gut kommentiert und thematisch geordnet.