"Deutsche Eisenbahnstrecken"
Heinz Nieveler - Vertrieb: EU-Soft (www.eifelbahn.de) bzw. www.empfangsgebaeude.de - 2001 - CD-ROM nur für Windows, mind. 1024x768 Bildschirmauflösung, mind. 40 MB Festplattenplatz
Datenbanken sind immer nützlich. Selbst oder gerade für einen Werkbahnfreund kann es von Interesse sein, an welcher Bahnstrecke eine bestimmte Station liegt/lag und wann diese eröffnet und ggf. stillgelegt wurde. Zweifelsohne erfüllt diese CD diesen Anspruch und man kommt in den Genuß, dass sich der Autor die Mühe gemacht hat, die vielen Daten über Jahre hinweg zu sammlen, einzutippen und eine Datenbankfunktion mit guten Verknüpfungen (Daten, Tunnel, km, weiter Strecken am Bf, alle Bahnhöf der Strecke) aufzubauen, die mit einem Programm abgerufen werden kann. Wer das Standardwerk zu diesem Thema von 1935 (Handbuch der Deutschen Eisenbahnstrecken) und das Kursbuch von 1934 kennt, weis die Arbeit zu schätzen.
Soweit, so gut - nur hat man sich "mit einem Programm" Nachteile eingefangen, die das Bild der Arbeit trüben. Einfach mal hinter einander aufgelistet, was beim Arbeiten mit dem Programm auffällt.
- Beim Einlegen der CD wird ungefragt damit begonnen, irgend etwas auf dem Rechner zu installiert, wobei der Benutzer nicht erfährt, was alles installiert wird bzw. wurde. Das ist kein guter Stil, es gibt keine Möglichkeit, das Programm ohne Installation von der CD zu starten. Auch wird auf dem CD-Cover nicht darauf hingewiesen, dass über 40 MB Platz benötigt werden (positiv: man kann alles wieder Deinstallieren).
- Das Programm ist für eine Bildschirmauflösung von 1024x768 optimiert, jedoch sind die sich öffnenden Fenster (Datentabelle, Karte, Bilder) immer kleiner und können nicht "maximiert" werden (das ist Standard unter Windows). Bei 800x640 kommt es, wie der Autor selbst schreibt, zu "unschönen optischen Effekten". Ja, recht hat er - aber wenn man diese doch sogar weis, warum wird das dann in dieser Form überhaupt vertrieben. Und warum ist kein Hinweis dazu auf dem CD-Cover?!
- Man kann die gefundenen Datensatz nicht in einen Text kopieren, was bei einem Programm unter Windows Standard ist.
- Die Daten sind zu einem geringen Teil unvollständig und es fehlen reine Industriestrecken. Eröffnungen nach 1934 sind so gut wie nicht aufgelistet - das sind nicht viele, aber gerade deshalb wäre es kein großer Aufwand (die Auswertung der Standardwerke von Wolff wäre wünschenswert, um die Lücken bei den Privatbahnen zu schliessen). Wenn man hier jetzt die eigenen Daten nachtragen könnte, wäre das alles kein Problem, aber leider kann man die Daten eben nicht selbst ergänzen oder berichtigen. Auch die Quelldateien sind nicht für den "Standard"-User lesbar oder veränderbar.
- Das Aufrufen von Karten ist ein Gedulsspiel. Mit einem PIII 600 MHz geht das sehr langsam, erst mit einem P III 1 GHz kann man halbwegs damit arbeiten. Aber es lohnt sich nicht, denn die Streckenkarte zeigt nicht etwa die gerade angewählte Strecke, sondern einen riesigen Ausschnitt der Karte von 1934, auf der man dann die gewählte Strecke mühsam suchen darf (man muss also wissen, wo sie liegt - dann braucht man aber keine Karte mehr...). Wer z.B. Deuz (Kleinbahn Weidenau-Deuz, leider werden die Betreibergesellschaften nicht immer genannt) nicht kennt, wird es zwar in der Liste finden, jedoch nie auf der Karte, denn Deuz selbst ist nicht eingezeichnet. Da gibt es wesentlich besseres (und mittlerweile copyright-freies) Kartenmaterial, welches feiner aufgeteilt einen entsprechenden Nutzen gebracht hätte. Leider kann man, wenn die Karte geöffnet ist, nicht in der Liste nachsehen - man muss das Fenster mit der Karte erst schliessen. Kleinigkeit am Rande, die aber bei der Arbeit wesentlich stört.
- Die Tunnel kann man leider nicht als Gesamtliste abrufen, auch die Suche nach Tunnelnamen oder eine Übersicht sortiert nach Länge fehlt leider (wäre aber durch die Datenbank relativ einfach möglich gewesen). Vielleicht geht es doch, aber ich habe keinen Hinweis darauf gefunden.
Fazit: Ein gutes Beispiel für eine gute Idee, die mit viel Mühe realisiert wurde, aber noch nicht ganz ausgereift ist. Dem Programm kommt zu gute, dass es nur wenige CD´s auf dem Markt gibt, die statt bunter Bilder und Musik umfangreiche Daten enthalten - es gibt im Bereich Streckendaten noch keine Alternative. Bei einem Preis von 25 Euro (für eine "selbstgebrannte" CD mit Label und Inlay) wird der ein oder andere vermutlich leider zum CD-Brenner und nicht zum Bestellformular greifen und eine Weiterentwicklung und die Beseitigung der oben angesprochenen Minuspunkte verhindern. Es wird demnächst ein Update der CD geben, bleibt zu hoffen, dass dies für registrierte Nutzer der CD ein kostengünstiges Update ist.