Die Industriebahn Mittweida
Mittweida - Dreiwerden - Ringethal
Kay Hähner, Erik Rauner - H&R Publikationen, Merzdorf, 2006 - 120 Seiten Format 17,5 x 24 cm, gebunden mit festem Einband - über 100 Fotos (z.T. in Farbe) und 16 Skizzen/Reproduktionen - keine ISBN - 15,00 Euro (Bezug über Erik Rauner)
Da der Bau einer Eisenbahnlinie durch das untere Zschopautalbahn von Döbeln nach Niederwiesa, welche die Orte Dreiwerden und Ringethal an das sächsische Eisenbahnnetz angeschlossen hätte, auf sich warten ließ, beschloss man den Bau einer Stichstrecke vom Staatsbahnhof Mittweida aus zu diesen beiden Orten. Der erste Abschnitt dieser Industriebahn von Mittweida nach Dreiwerden wurde 1906 durch die Sächsische Industriebahngesellschaft AG SIBG eröffnet, 1909 folgte der Abschnitt nach Ringethal. Da die erwartete Zschopautalbahn jedoch nie gebaut wurde, blieb die Industriebahn eine rund 10 km lange Stichstrecke, auf der es bis zum Zweiten Weltkrieg ausschliesslich nur Güterverkehr gab. Ein zaghafter Personenverkehr endete bereits in den 1950er Jahren. Da die Bahngesellschaft über keine eigenen Lokomotiven verfügte, wurde der Betrieb bis zur Einstellung des Gesamtverkehrs Ende 1997 durch die Staatsbahn durchgeführt. Mittlerweile sind Teile der Strecke abgebaut.
Das Buch beschreibt ausführlich die Entstehung und die Geschichte der Bahn. Auch die Streckenführung, Ausstattung der Bahnhöfe und Ladestellen sowie die Kunstbauten (darunter eine größere Talbrücke und zwei Brücken über die Zschopau) werden eingehend beschrieben und Dank der Gleisskizzen und Streckenkarte findet sich auch der nicht ortskundige Leser sehr schnell zurecht. Hilfreich sind da auch etliche Landschaftsaufnahmen, die kurz nach dem Bau der Strecke entstanden und den Verlauf sehr gut zeigen. Generell ist das zum Teil farbige Bildmaterial sehr interessant und auch die Wiedergabe ist hervorragend. Es ist dabei erstaunlich, wie viele Aufnahmen von dieser, nicht gerade im Mittelpunkt von Eisenbahnfreunden stehende Bahn über den gesamten Betriebszeitraum zusammengetragen werden konnten.
Neben der Betriebsabwicklung auf der Industriebahn selbst nehmen natürlich die Werkbahnen und Anschlußgleise entlang der Strecke einen breiten Raum ein, waren diese ja Existenzgrundlage für die Bahn. Drei Betriebe verfügten über eigene Fahrzeuge (Papierfabrik Dreiwerden, Baumwollspinnerei Mittweida und das Lager der Getreidewirtschaft Freiberg in Mittweida), denen ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Der Bestand wird dabei, auf Bahnakten beruhend, fundiert und weitgehend lückenlos aufgeführt.
Fazit: Eine gelungene Dokumentation einer bisher eher unbeachteten Industriebahn, welche in Privatinitiative publiziert wurde - und dabei so manches Buch aus bekannten Verlagen weit übertrifft.